Können Sie auch nicht alle Ihre Ausbildungsplätze besetzen? Damit sind Sie nicht allein. Im aktuellen IAB-Betriebspanels zum Ausbildungsmarkt 2023[1] wurde ein Rekordhoch an nicht besetzten Ausbildungsstellen festgestellt. Dies ist insbesondere schlecht für die Betriebe. Denn diese sichern mit der dualen Ausbildung ihren Fachkräftebedarf.

Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen ist zuletzt zwar wieder gestiegen, sie bleib aber deutlich unter dem Angebot von Ausbildungsplätzen zurück. So hat sich der Ausbildungsmarkt zu einem Bewerbermarkt entwickelt, in dem Sie als Organisation nicht nur mit den Erwartungen der Bewerber, sondern auch mit der Konkurrenz durch andere Betriebe um die besten Azubis kämpfen müssen.

Zusätzlich verschärft sich die Lage durch ein weiteres Problem: Neben den unbesetzten Ausbildungsplätzen bleiben immer mehr Jugendliche erfolglos bei der Suche nach einem Platz. Rund 64.000 Jugendliche haben 2023 keinen Ausbildungsplatz gefunden. Gleichzeitig haben 2,9 Millionen Menschen im Alter 20 bis 34 Jahren keinen Berufsschulabschluss – das entspricht einem Anteil von 19 Prozent.

Wie der aktuelle Ausbildungsmarkt in Deutschland aussieht und welche Patentrezepte die unterschiedlichsten Organisationen haben, um Ausbildungsplätze zu besetzen, erfahren Sie im weiteren Verlauf.

Ausbildungsberechtigte und tatsächlich ausbildende Betriebe in Deutschland

In Deutschland ist jeder zweite Betrieb ausbildungsberechtigt. Dennoch bilden von allen Unternehmen nur 30 Prozent tatsächlich aus. Es zeigt sich aber, dass größere Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern in der Regel alle ausbildungsberechtigt sind. Dagegen erfüllen bei Kleinbetrieben mit bis zu neun Mitarbeitenden nur 41 Prozent die Voraussetzungen für eine Ausbildungsberechtigung.

Auch zwischen den Branchen gibt es deutliche Unterschiede, ob ein Betrieb ausbildungsberechtigt ist oder nicht. Überdurchschnittlich viele ausbildungsberechtige Betriebe sind im verarbeitenden Gewerbe und Baugewerbe zu finden. In der Gastronomie, Lagerwirtschaft und im Verkehr gibt es hingegen wenige ausbildungsberechtige Unternehmen.

Höchstwert bei nicht Besetzung von Ausbildungs-plätzen

Mit 35 Prozent unbesetzter Ausbildungsstellen wurde ein neuer Höchstwert erreicht. Dabei zeigen sich insbesondere regionale Unterschiede: In Ostdeutschland wurden mehr Ausbildungsplätze nicht besetzt als in Westdeutschland. Auch war die Nichtbesetzungsquote von Ausbildungsplätzen in Randregionen höher als in Kernregionen.

Darüber hinaus hatten kleinere Betriebe deutlich größere Probleme ihre Ausbildungsplätze zu besetzen als größere Betriebe. Kleinbetriebe konnten 57 Prozent ihrer Ausbildungsplätze nicht besetzen. Besonders betroffen waren personennahe Dienstleistungsbereiche wie das Friseurhandwerk und Baugewerbe. In großen Unternehmen und in der öffentlichen Verwaltung blieb nur jeder 10. Ausbildungsplatz unbesetzt.

Gründe für die Nichtbesetzung von Ausbildungs-plätzen

Wichtiger Grund für die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen aus betrieblicher Sicht

Betrachtet man die Gründe für die Nichtbesetzung von Ausbildungsstellen, fällt auf, dass knapp die Hälfte der befragten Betriebe angibt, keine geeigneten Bewerbungen erhalten zu haben. Darüber hinaus hatte jedes dritte Unternehmen darunter zu leiden, weniger Bewerbungen zu erhalten, als Ausbildungsplätze vorhanden waren.

Bei diesen Zahlen gibt es Unterschiede je nach Unternehmensgröße. Größere Unternehmen haben eher ein Problem mit ungeeigneten Kandidaten. Wohingegen kleinere Unternehmen eher zu wenige Bewerbungen für einzelne Ausbildungsstellen bekommen. Eine Erklärung hierfür ist, dass größere Unternehmen aufgrund ihrer besseren Bezahlung sowie Sichtbarkeit aufgrund von Personalmarketing mehr Bewerbungen als kleinere Unternehmen generieren. Insbesondere die Branchen Forstwirtschaft und Gesundheits- und Sozialwesen gelten als weniger attraktiv und erhalten daher zu wenige Bewerbungen.

Tipp: Kostengünstiges und zielgruppenspezifische Social Media Recruiting-Kampagnen auf Instagram, TikTok und Co. können der Gamechanger sein, damit Sie genügend ausreichend und qualifizierte Bewerbungen auf Ihre Ausbildungsstellen erhalten. Zielgruppenspezifische Social Media Recruiting-Kampagnen sind heutzutage im modernen Ausbildungsmarketing nicht mehr wegzudenken.

Erklärungen für die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen

Wie Betriebe die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen erklären

Laut den Betrieben wählen Jugendliche viele Ausbildungsberufe wegen des schlechten Images des Ausbildungsberufs und wenig attraktiver Arbeitsbedingungen (z. B. Arbeitszeiten) nicht aus. Ein weiterer Grund für die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen sind die geringen Aufstiegs- oder Verdienstmöglichkeiten.

Generell zeigt sich bei den Antworten ein erheblicher Unterschied je nach Unternehmensgröße. Kleine Unternehmen nannten viel häufiger als Grund für fehlende Bewerber für Ausbildungsplätze die wenig attraktiven Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten. Bei der Branchenbetrachtung hat die Gastronomie mit dem schlechten Image und den Arbeitsbedingungen ihrer Ausbildungsberufe zu kämpfen.

Lösungen, um unbesetzte Ausbildungsplätze zu besetzen

Unterstützungsangebote der Betriebe für Auszubildende

Eine hohe Übernahmequote und gute Bezahlung sind Benefits, mit denen Sie die Zahl geeigneter Bewerbungen für Ihre jeweiligen Ausbildungsplätze erhöhen können. Darüber hinaus arbeiten viele Unternehmen mit Prämien, um Bewerber für ihre Organisation zu gewinnen. Diese werden insbesondere für bestandene Prüfungen (z. B. Zwischenprüfungen) sowie als Urlaubs- und Weihnachtsgeld vergeben. Insgesamt 62 Prozent der Betriebe zahlen ihren Azubis solche Prämien.

Weiterhin gewähren viele Betriebe ihren Auszubildenden Zuschüsse zur Mobilität. Insbesondere die ÖPNV-Fahrkarte wird bezuschusst oder es werden ein Jobrad oder ein Roller gefördert. Ein knappes Viertel der Betriebe zahlt seinen Auszubildenden Sachleistungen in Form von Mobiltelefonen, Handyverträgen und Tablets. Sonderzahlungen und Prämien werden vor allem von Unternehmen gezahlt, die Probleme haben, Ausbildungsplätze zu besetzen.

Tipp: Ausbildungsmarketing ist unabdingbar, um die Gen Z für Ihre Ausbildungsstellen zu begeistern. Dazu gehören neben dem bereits erwähnten Social-Media-Recruiting auch SEO-optimierte Karriereseiten, die Teilnahme an Ausbildungsmessen, Azubi-Events (z. B. Nacht- oder Tag der Ausbildung) und Schulkooperationen. Mehr zum Thema Ausbildungsmarketing erfahren Sie hier.

Der Blick nach vorn: Ausbildungsmarkt 2025

Das IAB-Betriebspanel zeigt deutlich, dass der aktuelle Ausbildungsmarkt mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen hat. Zum einen können 35 Prozent der Ausbildungsplätze nicht besetzt werden, und zum anderen haben zahlreiche Jugendliche keinen Ausbildungsplatz gefunden. Die Gründe für die Nichtbesetzung sind vielfältig: keine geeigneten oder sogar überhaupt keine Bewerbungen, ein schlechtes Image sowie wenig attraktive Arbeitsbedingungen des jeweiligen Ausbildungsberufs sind nur einige der Gründe. Auch variieren die Herausforderungen für Ausbildungsbetriebe je nach Region (Ost vs. West, Zentrum vs. Randlage) und Größe des Betriebs.

Der Wettbewerb um Nachwuchskräfte wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Doch mit gezielten Maßnahmen können Sie erfolgreich gegensteuern. Falls Sie ebenfalls Schwierigkeiten haben, Ihre Ausbildungsplätze zu besetzen, empfehlen wir Ihnen folgende Maßnahmen: Übernehmen Sie möglichst viele Azubis nach ihrer Ausbildung und zahlen Sie eine faire, wenn nicht sogar überdurchschnittliche Ausbildungsvergütung. Bieten Sie weitere Zuschüsse (z. B. Jobticket, Urlaubs- und Weihnachtsgeld) an. Ein konsistentes Ausbildungsmarketing ist ebenfalls unabdingbar, um Nachwuchskräfte zu gewinnen. Nutzen Sie innovative Recruiting-Methoden (z. B. Social Media Recruiting), um im War for Talents passende Auszubildende für Ihre Organisation zu gewinnen und sich die Fachkräfte von morgen zu sichern.

[1] IAB-Betriebspanel: Rekordhoch beim Anteil der unbesetzten Ausbildungsstellen, https://iab.de/publikationen/publikation/?id=14168206 (29.11.2024).

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